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Serie Frauen im Handwerk

Serie Frauen im Handwerk

Eine perfekte Kombination

SERIE FRAUEN IM HANDWERK Die Schwestern Martina und Katrin Kahr führen ihre Tischlerwerkstätte

mit fundiertem Fachwissen, viel Liebe zum Handwerk, Mut und Zuversicht – alles

Eigenschaften, die in Krisenzeiten wichtiger sind denn je.

Wir sind mit Leidenschaft, Engagement und viel Mut dabei“, beschreiben Martina und Katrin Kahr ihre Lebenseinstellung, die ihnen auch in ihrem Unternehmertum hilft, die täglichen Herausforderungen zu meistern – und die in den letzten Monaten „mit Corona“ wichtiger war denn je. Die beiden Schwestern, die bereits 2019 in der Tischler-Journal-Serie „Frauen im Handwerk“ vorgestellt wurden, ergänzen sich durch ihre unterschiedlichen Ausbildungen perfekt: Martina Kahr ist Tischlermeisterin und seit 2020 Landesinnungsmeister-Stellvertreterin der Tischler und Holzgestalter in der Steiermark, Katrin das Organisationstalent mit kaufmännischer und Marketing-Ausbildung. Beim Angebot setzt man auf ganzheitliche Einrichtungskonzepte und hohe Handwerkskunst, Schwerpunkte sind der Privatkundenbereich und der Ladenbau.

WEIBLICHE INTUITION

Übernommen haben die Schwestern den Meisterbetrieb, der heuer im Herbst sein 45-jähriges Jubiläum feiert, vor mehr als zehn Jahren von ihrem Vater Peter Kahr. Dieser gründete die Tischlerei 1976 am elterlichen Bauernhof am Grazer Hausberg, dem Schöckl. 1978 übersiedelte man in das neu errichtete Firmengebäude nach Semriach, wo die Tischlerwerkstätte heute noch ansässig ist. Auch die Frauen Power ist nichts Neues, hat doch Mutter Margit Kahr die unternehmerische Tätigkeit von Anfang an tatkräftig unterstützt. „Uns ist es wichtig, die Tradition unserer Familie weiterzuführen. Allerdings übersetzen wir das in eine neue, zeitgemäße Formensprache und bringen viel weibliche Intuition mit ein“, ist sich das „dynamische Schwestern-Duo“ einig. Das große Engagement für den Betrieb haben die Eltern vorgelebt, die Schwestern wuchsen in und mit der Tischlerei auf. Dass sie den Betrieb weiterführen würden, wurde nicht wirklich besprochen, irgendwie war das immer klar. Ob sie als Frauen das Geschäft gleich gut führen würden wie ein Mann stand nie zur Debatte. Dennoch glauben Katrin und Martina Kahr, dass Frauen durchaus mit mehr Fingerspitzengefühl an gewisse Themen herangehen. Außerdem habe sich der Aufgabenbereich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert: „Unser Senior-Chef war täglich in der Werkstatt, heute sind wir als Geschäftsführerinnen viel mehr mit der Administration – dem ganzen Drumherum – beschäftigt. Die Zeiten haben sich einfach geändert.“ Was sich nicht verändert hat, ist der hohe Anspruch an das eigene Handwerk und die Wertschätzung für und im regionalen Einzugsgebiet. „Die zweite Generation, damit sind die Kinder der Stammkunden unserer Eltern gemeint, sind jetzt unsere Kunden.“

EIN STARKES JAHR

2020 war für die Tischlerei Kahr in mehrerlei Hinsicht ein „starkes Jahr“: Natürlich wie bei allen von der Corona-Krise geprägt und dennoch oder gerade deswegen sehr arbeitsintensiv. „Wir durften uns schon 2019 über eine sehr gute Auftragslage freuen. 2020 war die Nachfrage dann noch stärker, und der Trend hält vor allem im Privatkundenbereich unvermindert an. Die Menschen haben durch die Krise erkannt, wie wichtig ein schönes Zuhause, nachhaltige, regionale Produkte und der Zukunftswerkstoff Holz sind“, erzählt Katrin Kahr, die dieses Umdenken und das Sich-Zeit-Nehmen als positive Effekte aus der Krise mitnimmt. Und noch vieles mehr hat Corona verstärkt bzw. in den Fokus gerückt. Zum Beispiel, wie wichtig es ist, sich auch in herausfordernden Zeiten auf die Familie und das Team verlassen zu können. Entsprechend stolz sind die Unternehmerinnen, dass alle Unsicherheiten so gut gemeistert wurden und alle gesund geblieben sind. Und jetzt, wo immer mehr Menschen geimpft sind, wird der Rucksack zusehends leichter, und „wir gehen gestärkt aus der Krise hervor und blicken positiv gestimmt nach vorne“. Die große Nachfrage hat allerdings auch ihre Schattenseiten. So sind Rohstoffe auf der ganzen Welt zurzeit Mangelware, davon sind natürlich auch die Tischlereien betroffen. „Die Materialbeschaffung ist aktuell massiv aufwendiger, wir sind hier als Geschäftsführerinnen sehr stark im Einsatz. Wo es früher ein Telefonat mit einem Holz- oder Plattenhändler brauchte, sind jetzt drei bis vier Anrufe nötig“, berichten Martina und Katrin Kahr. Aber auch diese Herausforderung werde man meistern, auch weil man als kleiner Familienbetrieb flexibler und individueller arbeiten könne als so mancher Großbetrieb.

ZUKUNFT GESTALTEN

„Uns schwirren so viele Projekte im Kopf herum“, antworten die Unternehmerinnen, wenn man sie nach ihren Plänen für die Zukunft fragt. Dazu gehört auch ein „Facelift“ des Firmenstandorts. „Unser Ziel ist es, noch im heurigen Jubiläumsjahr die neue Holzfassade zu präsentieren. Die Pläne des Architekten sind da, und wir hoffen, dass wir die Umsetzung rechtzeitig hinkriegen“, sagt Katrin Kahr. Denn im Angesicht eines runderneuerten Erscheinungsbildes wird sich das 45-jährige Bestehen gemeinsam mit Stammkunden und Mitarbeitern – so es denn möglich sein wird – noch besser feiern lassen. Auch auf der Agenda steht ein Schritt hin zur Automatisierung der Produktion, die bisher noch nicht mit einer CNC-Maschine ausgestattet ist. Ein weiteres brennendes Thema ist die Nachwuchspflege, der sich Martina Kahr auch in ihrer Innungsarbeit intensiv widmet. Im eigenen Betrieb hat man im Laufe der Jahre bisher bereits 30 Lehrlinge ausgebildet und ist derzeit auf der Suche nach weiterer personeller Verstärkung. „Wir gehen als Betrieb mit der Zeit und setzen dennoch auf traditionelles Handwerk. Diese Kombination ist für uns die Zukunft unseres Berufs, der so viele Möglichkeiten bietet. Und das muss man den jungen Menschen so früh wie möglich vermitteln, um die Fachkräfte der Zukunft für uns Tischler zu sichern“, sagt Martina Kahr. So müsse man die Kinder schon im Kindergarten und der Volksschule abholen, spätestens aber in der Unterstufe. Daher arbeitet man in der Tischlerwerkstätte Kahr schon lange mit den Bildungseinrichtungen der Umgebung zusammen und lädt zu Schnuppertagen und Werkstattführungen ein. Um den Tischlerberuf und den Werkstoff Holz noch anschaulicher präsentieren zu können, plant man die Einrichtung einer Stationen-Werkstatt.

Text: Gudrun Haigermoser/Tischler Journal Beitrag06/2021