
Von wegen Holzweg – Zwei mit großen Plänen
Martina und Katrin Kahr im Gespräch über Leidenschaft, den Zukunftswerkstoff Holz und die Fachkräfte von morgen.
Die Tischlerwerkstätte Peter Kahr GmbH in Semriach wurde 1976 vom jetzigen Miteigentümer Peter Kahr gegründet – heute führt das erfolgreiche Schwestern-Duo Martina und Katrin Kahr den Familienbetrieb in zweiter Generation. Das Besondere an diesem Unternehmer-Interview: Die Beiden holen ihren langjährigen Mitarbeiter zum Gespräch, um über Fachkräfte von Morgen, Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung zu sprechen.
Woche Graz-Umgebung: Sie sind seit 40 Jahren im Unternehmen. Was hat sich in dieser Zeit getan?
Werner Krempl: Heute sehe ich mich natürlich als Familienmitglied und Beirat. Dass die beiden Töchter eines Tages an den Schrauben drehen würden, war für mich klar. Die Leidenschaft für das Tischlerhandwerk haben die Beiden ja doch in die Wiege gelegt bekommen. Verändert hat sich nur der Begriff Zeit. Wo in meiner Lehrzeit in den 80iger Jahren jedes einzelne Projekt in wochenlanger Vorbereitung umgesetzt wurde, sprechen wir heute von der Planung bis zur Umsetzung von wenigen Tagen. Die Zeit hat heute einfach eine andere Bedeutung und Dimension als früher.
Woche GU: Was haben Sie von ihrem Vater, dem Gründer der Tischlerei mitgenommen?
Katrin Kahr: Wir führen den Betrieb natürlich auch mit den Werten, die uns unsere Eltern mit auf dem Weg gegeben haben fort. Sie haben uns vor 43 Jahren ein Fundament geschaffen, mit dem wir heute gut aufgestellt sind und uns die Chance auf einen Zukunftsweitblick ermöglicht. Mit einer Portion Mut, viel Arbeit und ein wenig Herzblut und Leidenschaft leben wir das Tischlerhandwerk und haben das Unternehmen in eine neue Zeit geführt.
Woche GU: Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Wie kann man dem entgegensteuern? Was zeichnet einen guten Facharbeiter aus um dabei zu bleiben?
Werner Krempl: Das Tischlerdasein braucht nicht nur geschickte Hände. Eine gehörige Portion Leidenschaft sich mit dem Werkstoff Holz zu identifizieren und ein kreativer Kopf gehören da schon dazu. Diese geschickten Hände gilt es abzuholen.
Martina Kahr: Damit eine Branche lebt, muss sie in den Nachwuchs und in die Ausbildung investieren. Es ist aber definitiv zu spät, unsere Fachkräfte von Morgen erst am Ende der Schulpflicht einzuladen und ihnen das Tischlerhandwerk näher bringen. Wir müssen die Kinder schon im Kleinkindalter wo Prägung Persönlichkeitsentwicklung stattfindet, sprich Kindergarten bis Volksschule abholen und sie mit dem Rohstoff Holz vertraut zu machen und so ihr Interesse für das Handwerk wecken. Das ist auch der Grund, warum wir immer wieder gerne Kindergruppen zu uns in den Betrieb einladen um mit Spiel und Spaß versuchen die Wertigkeit des Tischlerhandwerks mit auf dem Weg zu geben und ihnen einfach Zeit schenken. Die Idee wäre auch ein Holzmuseum in Kombination mit Spiel und Spaß für die Kleinen mit großer Zukunft einzurichten, Holz wirkt eben positiv auf den Menschen.
Woche GU: Inwiefern spielt die regionale Wertschöpfung dabei eine Rolle?
Katrin Kahr: Nicht nur die Politik und die Wirtschaft sind hier gefordert, die Rahmenbedingungen für uns Unternehmer zu optimieren, damit mehr Zeit für das Wesentliche bleibt. Und was die Wertschöpfung und Nachhaltigkeit betrifft braucht es kein Umdenken unserer Gesellschaft, es braucht lediglich ein Mitdenken. Regionales Denken und regionales Handeln geht uns alle an. So wollen wir in Zukunft noch bewusster an potentielle Kunden herankommen…ihr Tischler macht’s halt persönlich (lacht)… Uns ist schon sehr wichtig, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Wir wollen auch in Zukunft Arbeitsplätze langfristig halten. Der Werkstoff Holz ist nachhaltig, aber in der Regel teuer. Wir müssen dennoch der Wegwerfgesellschaft entgegensteuern und hier ein starkes Signal setzen. Unsere Generation trägt die Verantwortung dafür. Holz bietet sich hervorragend dazu an, um über Nachhaltigkeit und eine effiziente Nutzung der Ressourcen nachzudenken, heute bewusst und nachhaltig leben.
Martina Kahr: Wir stehen hier in der Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder.
Woche GU: Im Hinblick auf Billig-Möbelketten ist gerade in Ihrem Unternehmen Nachhaltigkeit ein großes Thema. Inwiefern? Und wo steht Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?
Katrin Kahr: Dabei sind Upcycling- oder Recycling-Trend gar kein Thema mehr. Damit haben wir uns schon vor 15 Jahren mit dem Bau der Hackschnitzelanlage beschäftigt. Wir sind bereit für den nächsten Schritt. Die Digitalisierung geht uns allen an. Die Entwicklungen sind rasant und verändern die Art, wie wir kommunizieren, arbeiten und leben. Da müssen wir am Ball bleiben und uns Zukunftsfit machen. Für dieses Jubiläumsjahr „40 Jahre Tischlerdasein Werner Krempl“ lassen wir uns natürlich was Besonderes einfallen, schmunzeln die beiden Damen. Alle anderen Pläne die die beiden Geschäftsführerinnen noch auf der To-Do-Liste haben laufen auf Hochtouren und so ganz nebenbei, wie auch das Familiendasein und den Familienbetrieb auf Schiene halten. Den Lebensraum unserer Kunden mitgestalten, wohngesundes Interieur bauen um unseren Kunden ein angenehmes Raumklima zu schaffen. Ökologisch, individuell, nachhaltig und effizient. Dafür brennen wir!